Ahaus, den 6. Januar 2012

Pressemitteilung

Die Sicherheit der Ahauser wird noch in entsprechenden Nebenbestimmungen geregelt werden!

 

Mit solchen und allgemein oberflächlich gehaltenen Bemerkungen und Antworten versucht das Bundesumweltministerium die Fragen der BI-Ahaus zu beantworten. Die BI hatte am 11. Dezember vergangenen Jahres dem Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Dr. Norbert Röttgen sieben Fragen zu den geplanten Atommülltransporten vom Forschungszentrum Jülich (FZJ) zum Brennelemente Zwischenlager Ahaus (BZA) geschickt.

„Die Fragen hat ein Mitarbeiter des BMU bearbeitet aber nicht präzise beantwortet! Dieses Schreiben kann den Ahausern und Münsterländern nur noch größere Sorgen bereiten. Es gibt nur Hinweise auf später zu verwirklichende Optionen, wird aber in keiner Weise dem Risiko der geplanten Atommüllverschiebung gerecht“, so Felix Ruwe, der Sprecher der BI-Ahaus.

„Außerdem wird kein Ende bzw. kein zuverlässiger Zeitplan für die Zwischenlagerung des Atommülls genannt. Unter solchen Voraussetzungen wird unser Widerstand gegen die Transporte noch energischer“, konstatiert Heiner Möllers in einer ersten Bewertung.

Die BI besteht nach wie vor auf der Absage der Transporte, und hat den Bundesumweltminister erneut aufgefordert, die Fragen präzise, wissenschaftlich und technologisch einwandfrei und pressetauglich zu beantworten!

 

Felix Ruwe
BI-Ahaus

Tel.: 02561 / 6577
oder : 0171 / 793 792 6

 


 

Hintergrund: Fragen und Positionen der BI-Ahaus

 

Ahaus, den 11.12.2011

An den Bundesminister für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit
Dr. Norbert Röttgen
11055 Berlin

 

Sehr geehrter Herr Dr. Röttgen,

als Sprecher der BI-Ahaus möchte ich Ihnen persönlich einige Fragen zu den beabsichtigten Atommülltransporten vom Forschungszentrum Jülich (FZJ) zum Brennelemente Zwischenlager Ahaus (BZA) stellen, um deren rechtsverbindliche und sehr präzise Beantwortung wir Sie bitten.

Wir sind Ihnen dankbar, dass Sie vor einem Jahr, wenn auch sehr spät, unsere Position zu den geplanten Atommülltransporten von 18 CASTOR MTR-2 Behältern von Ahaus nach Majak übernommen haben, die dann zur Absage der Transporte führten. Unsere damalige Entscheidung für den Verbleib des Atommülls in Ahaus ist uns sehr schwer gefallen, bereitet uns heute erhebliche technische Probleme und birgt ein großes Risiko für Ahaus. Aber glauben Sie uns, wir haben sehr gute Argumente gegen die Atommülltransporte von 152 CASTOR THTR/AVR Behältern vom FZJ nach Ahaus.

Fragen:

  1. Sind die CASTOR THTR/AVR Behälter zur Endlagerung von Atommüll zugelassen?
  2. Wann erlischt die allgemeine Betriebserlaubnis für den CASTOR THTR/AVR?
  3. Welche Endlagerstätte ist für die FZJ- Brennelementkugeln vorgesehen?
  4. Welche Maßnahmen sind zur endlagerfähigen Konditionierung der BE-Kugeln vorgesehen?
  5. Wo ist die Konditionierung der BE-Kugeln vorgesehen?
  6. Nach unseren Informationen müssen die BE-Kugeln (genau wie der THTR-Reaktor in Jülich) vor einer möglichen Endlagerung 50-60 Jahre in einem Zwischenlager abklingen. Die Laufzeit des BZA endet im Jahr 2036! Was ist für die noch fehlende Zwischenlagerzeit von 25-35 Jahren geplant?
  7. Im BZA gibt es keine heiße Zelle! Welche Instandsetzungs- und Reparaturmöglichkeiten für den CASTOR THTR/AVR werden vorgehalten?

 

Die BI-Ahaus ist der Ansicht:
Die Atommülltransporte von Jülich nach Ahaus sind nicht zu verantworten - Kein Mensch kann die Wissenschaftler in Jülich aus ihrer Verantwortung entlassen!

Die Begründungen des Aufsichtsratsvorsitzenden des Forschungszentrums Jülich (FZJ) sowie die zugehörige Erklärung der FZJ-Pressesprecherin Dr. Anne Rother für die Atommüllverschiebung von Jülich nach Ahaus beweisen rücksichtslose Arroganz und mangelhaftes Verantwortungsbewusstsein.

Die geplanten Transporte von 152 CASTOR THTR/AVR Behältern sind aus folgenden Gründen unverantwortlich:

  1. Das FZJ möchte den Atommüll unbedingt loswerden, obwohl der Müll in der aktuellen Form nicht endlagerfähig ist!
  2. Der Atommüll ist mit großen Mengen radioaktiv verseuchtem 14C (Kohlenstoff/14 mit einer Halbwertszeit von gut 6700 Jahren) belastet und extrem brennbar.
  3. Entweder muss der Atommüll in einem bis heute noch nicht entwickeltem Prozess mit einer chemisch komplizierten Wiederaufarbeitungschemie getrennt bzw. aufbereitet werden oder die 300.000 Brennelementkugeln müssen in sehr kleinen Gebinden feuersicher neu verpackt werden.
  4. Die CASTOR THTR/AVR Behälter sind zur Endlagerung nicht zugelassen! D.h. bevor der Atommüll in ein Endlager kommt, muss er auf jeden Fall neu verpackt werden. Das ist zur Zeit nur in Jülich möglich. Dort sind noch die Vorrichtungen zum fernbedienten Handhaben der Brennelemente vorhanden. Außerdem sind die verantwortlichen Wissenschaftler und Techniker, die diese Prozesse abhandeln können, noch im FZJ.
  5. Wenn das FZJ sich wunschgemäß von dem Atommüll getrennt hat, ist zu befürchten, dass alle noch benötigten Einrichtungen zur notwendigen Atommüllbehandlung abgebaut werden.
  6. Da in Ahaus keine Möglichkeiten zur Reparatur defekter CASTOR Behälter vorhanden sind, muss bei jeder Störung bzw. bei möglichen Dichtungsproblemen der CASTOR zurück nach Jülich!

 

„Die Wissenschaftler haben das unselige Experiment mit dem Versuchsreaktor im FZJ begonnen. Sie tragen die Verantwortung für die endlagergerechte Konditionierung und Verpackung der 300.000 Brennelementekugeln. Für den Bund und das Land NRW gilt: Ein politisch und technologisch vernünftig geführtes Forschungszentrum kann aus dieser Verantwortung nicht entlassen werden.

Sehr geehrter Herr Dr. Röttgen, sagen Sie die geplante Atommüllverschiebung ab! Für Gespräche mit weiteren Hintergrundinformationen stehen wir jederzeit zur Verfügung.

 

Mit freundlichen Grüßen

Felix Ruwe

Sprecher der BI-Ahaus
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Tel.: 02561 / 6577

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